M60A3

Ende der 60er Jahre wirkte der M60A1 schon etwas veraltet und spätestens 1971, mit dem Erscheinen des sowjetischen T-72 mit einer 125 mm Bordkanone, war es unerlässlich diesen Panzer zu verbessern. Bereits im Januar 1970 wurde deshalb ein Programm zur Modernisierung gestartet. Einige Vorschläge ließen sich recht schnell in vorhandenen M60A1 nachrüsten, wie beispielsweise der Einbau von Luftfiltern und hochwertigeren Komponenten zur Erhöhung der Lebensdauer des Motors (M60A1(RISE), Reliability Improvements for Selected Equipment) oder eine mit dem Turmschwenkwerk kombinierte Stabilisierung für die Hauptwaffe (M60A1(AOS), Add-On Stabilization). Aber die neue Version sollte noch weitreichendere Upgrades erhalten. Die bisherige Gleiskette T97E2 wurde gegen eine neue, haltbarere Kette vom Typ T142 ausgetauscht, die nun Glieder mit abnehmbaren Gummipolstern aufwies. Das bisher verwendete Blenden MG A4 wurde durch die zuverlässlicheren 7,62 mm MGs M73 oder M240 ersetzt. Eine Thermoschutzhülle schützte nun die Kanone vor großen Temperaturunterschieden, die zu Rissen und großer Abnutzung der Kanone führten und ähnlich den modifizierten israelischen M60 Mag’ach versah man die neue M60 Version mit einer Halon-Gas-Brandunterdrückungsanlage. Die wohl wichtigste Verbesserung betraf aber die Elektronik. Es standen zu dieser Zeit erstmals digitale Chips zur Verfügung, und somit wurde ein digitaler Ballistikrechner, der Feuerleitrechner M21 von Hughes, und der Laserentfernungsmesser AN/VVG-2 eingebaut. Der Ballistikrechner bekam über zahlreiche am Panzer angebrachte Sensoren die veschiedensten Werte wie Windgeschwindigkeit, Schräglage, Munitionsart, Verschleiß der Kanone oder die Bewegung des Ziels und konnte so die Kanone richten. Der Laserentfernungsmesser hatte bei einer Entfernung von 200 bis 5.000 m eine Genauigkeit von 10 m. Ein Wärmebildgerät mit neuen passiven Infrarotsensoren vervollständigte die Modifikationen im Bereich der Sensorik.

 

Man plante aber noch weitere Verbesserungen. So gab es Vorschläge für eine neue Aufhängung, die anstatt der einfachen Drehstäbe eine Reihenschaltung von Drehstäben in Form von Drehstabdrehrohren hatte und so den Federweg um 45% erhöhte. Dieses System wurde im Experimentalfahrzeug M60A1E3 erprobt, fand aber genauso wie die hochwertigen Drehstäbe aus H-11 Stahl, die im Elektro-Schlacke-Umschmelzverfahren hergestellt wurden, keine Verwendung in der Serie. Obwohl die Geländegängigkeit enorm hätte verbessert werden können, blieb man letztendlich bei der bisherigen Federung. Ähnlich verhielt es sich beim Motor. Hier standen unter anderem der  AVDS-1790-5A mit 908 PS und der AVDS-1790-7A mit 950 PS von Continental zur Verfügung. Zudem gab es eine weitere innovative Variante von Allison, den AVCR-1790 der es mittels Kolben mit variabler Verdichtung beim gleichen Motorblock auf 1.200 PS schaffte. Auch andere Hersteller machten Vorschläge für einen neues Antriebsaggregat, es gab sogar die Idee eine Gastrubine von Avro-Lycoming zu verwenden, wie sie später im M1 zum Einsatz kam. Aber nach langen Überlegungen behielt man den bisher verwendeten 750 PS Motor AVDS-1790 2A in der leicht modifizierten Version AVDS-1790 2C bei. Am 10. Mai 1979 wurde der neue Panzer als M60A3 endlich bei der US Army eingeführt und 16 Tage später erhielt das 1. Bataillon der 32. Panzerbrigade die ersten Exemplare. Noch bis 1990, also kurz vor dem Golfkrieg, wurden ältere M60A1 auf dieses Niveau kampfwertgesteigert. Der M60A3 tat bis in die 90er Jahre Dienst bei den US Streitkräften, wo er nach und nach durch den M1 Abrams abgelöst wurde. Während der Operation Desert Storm wurden noch teilweise M60A3 und aufgerüstete M60A1 eingesetzt, wobei sie zum besseren Schutz vor Hohlladungsgeschossen und Panzerabwehrwaffen mit reaktiven Panzerplatten ausgerüstet wurden. Zudem versah man einige Fahrzeuge mit einem Minenpflug oder dem M9 Räumschild. Die Vereinigten Staaten von Amerika haben mittlerweile alle noch verbleibenden M60 Panzer in die Reserveeinheiten und in die National Guard eingegliedert, jedoch werden sie auch hier schon von den Abrams-Panzern abgelöst. Genauso werden sämtliche Pionier-, Berge- und Brückenpanzer, welche das M60 Fahrgestell aufweisen, im Laufe der Zeit durch abgewandelte M1 Panzer ersetzt werden. Zu den bekanntesten Pioniervarianten gehört wohl der Brückenleger M60AVLB von dem über 400 Stück gebaut wurden, und der innerhalb von drei Minuten eine 20 m Panzerbrücke legen kann. Abschließend bleibt zu sagen, dass auch der M60A3 schon bei seiner Einführung nicht mehr up to date war, der zu diesem Zeitpunkt bereits eingeführte Leopard 2 oder auch der britische Chieftain waren ihm klar überlegen und erst mit dem M1 Abrams bekamen die USA wieder einen wirklich schlagkräftigen Panzer.

 

Auf der rechten Seite des Turmdaches sieht man deutlich den Mast für den Seitenwindsensor, welcher mit der Feuerleitanlage verbunden ist. Mit dem Seitenwindsensor wird die Windgeschwindigkeit gemessen, und der Feuerleitrechner errechnet aus der Windgeschwindigkeit den entsprechenden Vorhalt für die Kanone